Das Team der Weisheit vor gelbem Hintergrund

Präsenzseminar: Die Rache des Analogen – der Weisheit – s04e05

Das Team der Weisheit vor gelbem Hintergrund

Die nun folgenden Shownotes haben wir Robert von „Fester und Flauschiger“ – Dem hochinoffizielle Lieferant für Shownotes zum „Fest und Flauschig“ Podcast von Olli Schulz und Jan Böhmermann – zu verdanken, es war also ein Profi am Werk! Die Weisen verneigen sich und übergeben das Wort:

Gleich zu Beginn der Sendung werfen die Weisen – Nein, liebe Hörerinnen und Hörer, das kann man nicht sinnvoll gendern ohne das Wortspiel zu zerstören! – unsere Gefühle in einen Mixer und drücken den großen Knopf: Denn erst verkündet Marcus lautstark:

„Das Unglaubliche ist geschehen. Frau Kirsche ist von einem fernen Kontinent zurückgekommen und hat sich nackt an einen Mikrophon gefesselt […]“

…bevor er anfängt mit fristlosen Entlassungen zu drohen. Und wäre das nicht alles schon schockierend genug, setzt Frau Cammarata zu einem Ständchen mit Ukulelenbegleitung an. Und dann geschieht das Unglaubliche. Doch hört am Besten selbst:

Veröffentlicht am 20. Juli 2017.

So eine Art Shownotes

  • Der Southern Rock-Band Creedence Clearwater Revival (CCR) soll mit dem Ensemble Cammarata Richter Revival (CRR) Konkurrenz gemacht werden. Frau Kirsche fühlt sich ausgeschlossen und macht sich Luft mit dem Ausruf „Ich will auch etwas machen dürfen in Eurer Schei*band!“.
  • Frau Kirsche berichtet über ihre Schwierigkeiten in Tansania Internet zu finden.
  • Zwei Buchtitel aufgreifend diskutiert man angeregt „Die Rache des Analogen“ und hinterfragt die These „Analog ist das neue Bio.“
    • Für Frau Kirsche funktionieren bestimmte analoge Dinge besser, wie etwas das Durcharbeiten von Fachliteratur. Trotzdem legt sie Wert auf die Feststellung, daß Urban Gardening und Slow Food nicht ihr Ding sind.
    • Patricia streicht heraus, daß sie im Fall einer Zombiapocalypse die ganze Weltliteratur bequem auf einem E-Reader gespeichert retten könnte. Danke, Digitalisierung! Sie fragt sich, ob das Festhalten an Analogem vielleicht nur eine (schlechte) Angewohnheit ist.
    • Malik stellt die These auf, daß es bei der Debatte vielleicht nur um die Sehnsucht nach der eigenen Kindheit geht. Vinyl, Polaroids, das Retrovideospiel Thimbleweed Park und das Red Giant VHS Plugin sind eventuell nur eine Ausdruck dessen.
    • Marcus kann auch den Hang zu Analogem nachvollziehen. Er z. B. kauft Schallplatten wenn er die Musik „wirklich, wirklich, wirklich, wirklich, wirklich“ mag.
  • Malik und Marcus suchen nach einem sinnvollen Verwendungszweck für eine alte, analoge Kamera. Sie rufen daher zu einer Fotoaktion auf, die wie folgt funktioniert:

FOTOAKTIONBEDIENUNGSANLEITUNG

  1. Ihr schreibt eine Mail an foto@derweisheit.de mit Eurer Adresse drin.
  2. Wir schicken das Paket los an den Ersten, der macht mit der Kamera ein Foto.
  3. Außerdem bekommt er von uns die die Adresse der/s nächsten FotografIn, an die er die Kamera weiterschickt.
  4. Am Ende landet die Kamera wieder bei Malik, der den Film entwickelt. 25 Bilder sind auf dem Film.

BITTE NEHMT WIRKLICH NUR TEIL, WENN IHR DAMIT KLAR KOMMT, DASS JEMAND ANDERES EURE ADRESSE HAT UND IHR DAS PORTO FÜR DEN WEG ZUM/R NÄCHSTEN HÖRERIN INVESTIEREN MÖGT.

…weiter mit den Shownotes:

  • Marcus und Patricia waren in der Ausstellung „The House“. 165 Künstlerinnen und Künstlern schufen Einzigartiges in über 100 Räumen einer alte Bank, die in Kürze abgerissen werden soll.
  • Man überlegt gemeinsam, wann man – etwa bei Ausstellungen und Hochzeiten – lieber Fotos macht und wann man den Moment bewußt ohne Ablenkung erlebt.
  • Frau Kirsche gibt eine kurze Einführung in Pierre Bordieus „Die Feinen Unterschiede“ und diskutiert v.a. mit Marcus angeregt über Distinktionsgewinne. Mehr zum Thema beim Tagesspiegel und beim Hessischen Rundfunk. 
  • Anschließend bespricht man mit unserer Lieblingsdozentin die Feinheiten der Anwesenheitspflicht an universitären Veranstaltungen. Anschließend lädt uns Frau Kirsche alle zu einem Seminar ein.
  • Marcus fragt Malik singend, was er an seinem Job hasst und der Aachner erzählt von einem Kunden, der mit einem Projekt sehr glücklich war und dann schlichtweg nicht zahlen wollte, weil ihm der Preis zu teuer war. Seine Ausführungen enden mit einem Cliffhanger „Dann habe ich einen Trick angewendet, den ich nächstes Mal erzählen werde!“

Frau Kirsche formuliert der Weißheit letzter Schluß‘ mit einem Aufruf nach mehr „körperlichen Kopräsenz“: „Habt mehr Sex!“

Vielen Dank an Robert von „Fester und Flauschiger“ – Dem hochinoffizielle Lieferant für Shownotes zum „Fest und Flauschig“ Podcast von Olli Schulz und Jan Böhmermann – für diese exzellenten Shownotes! Und jetzt:

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12 Gedanken zu „Präsenzseminar: Die Rache des Analogen – der Weisheit – s04e05

  1. Hi,

    zum Thema „Nur Wohlhabende können sich analoges/Telefonnummern leisten“: Das stimmt weitgehend, aber nicht ausschließlich. Ich habe mit quasi keinem Einkommen einen Haufen analoger Fotografie betrieben. Kameras kosten fast nix auf ebay, wenn man ne einfache SLR nimmt, Chemie reicht meistens lange und damals gab es auch billige Filme bei ebay. Wenn man möchte, kann auch Spaß an analogem haben, ohne sich in Unkosten zu stürzen. Dann kauft man halt nicht die Filme von Lomo, oder die Kamera bei Urban Outfitters, sondern man geht ins Labor an der Uni, der VHS oder bei nem Freund und macht da sein Hobby.
    Und meine Telefonnummer nehme ich von billigvertrag zu billigvertrag (Prepaid), weil mir der neue Anbieter immer die Ummeldegebühren erstattet und es mich somit effektiv nix kostet. Zumindest in der Vergangenheit nicht.

    zum Thema „Wann wo wie fotografieren oder lieber erleben?“: Why not both? Ich benutze mein Telefon viel zur Dokumentation, um in einem oder zwei Jahren zu sagen: Ach da war ich jewesen. Mein Gedächtnis wird nicht besser mit der Zeit, und eine ubiquitäre und einfache fotografische Dokumentation ist für mich DIE Erfindung der Neuzeit. Eine Ausstellung wie „The House“ würde ich irgendwann einfach vergessen, wenn ich nicht ein einziges Foto machen durfte. Bei Veranstaltungen mache ich immer ein oder zwei unaufdringliche Fotos, und dann hab ich das als Trigger gespeichert und der Rest der Erinnerung kommt, wenn ich das Foto sehe. Deswegen finde ich alle pauschalen Foto-Verbote blöd. Auf der Meta-Ebene finde ich sogar, dass ein Foto nie etwas weg nimmt, sondern immer nur hinzufügen kann. Wenn ich eine Ausstellung fotografiere, dann kann ich allein technisch gar nicht das ausgestellte reproduzieren, sondern ich fotografiere das Objekt im Raum, im Zusammenhang mit allem drum herum. Das Werk leidet nicht unter meinem Foto. Es verliert nicht an Wert. Ich werde nicht die Mona Lisa als mein Werk ausgeben können, weil ich ein Foto davon gemacht habe. Ausstellungsfotografie kann unglaublich spannend sein, wenn ZuschauerIn und Werk in einen Kontext gesetzt werden, oder Raum und Werk. Werke können durch ein Foto Beziehungen zueinander entwickeln, die so nicht offensichtlich sind. Pauschalverbote von Fotos in Ausstellungen verhindern all das.

    Das sind nur ein paar meiner Gedanken zu den Themen. Schön dass jetzt ein paar Folgen kommen, das freut mich!

  2. Hallo ihr Lieben,

    ich bin 21 und habe seit ich 15 bin Platten. Es ist nicht die Haptik, die mich so fasziniert, sondern dass mich der Plattenspieler mehr oder weniger zwingt eine Platte nach der anderen zu hören. Das Wechseln wäre jedenfalls deutlich mehr Arbeit als der Skip-Button auf dem Smartphone. Außerdem stoße ich im Regal häufiger mal auf Musik, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe, als auf dem Smartphone, wo ich erst die Sammlung durchsuchen muss.

    Außerdem habe ich zwar eine DSLR, aber ich nehme auch mal gerne die analoge SLR aus dem Schrank und genieße das entschleunigte photographieren. Dort knipse ich nicht so viel und schnell. Sonst ist der Film auf einmal voll und ich kann keine Bilder mehr machen.

  3. Hi,

    zu dem Thema Brettspiele. Der Trend Brettspiele ist finde ich ein schlechter Vergleich für neue Aufkommen (alter) analoger Alternativen. Für Brettspiele gibt es kein echtes digitales Vorbild und sie sind, meiner Meinung nach, grundlegend anders zu Videospielen. Durch das physikalische Zusammensein ist die Interaktion mit seinen Mitmenschen eine komplett andere und erlaubt für interessantere Mechaniken als Videospiele. Es ist einfach was adneres mit einer Schaumstoffpistole meinen Rivalen in Cash & Guns zu bedrohen und sich bei Captain Sonar beim Auftauchen des U-Boots nicht vom anderem Team erwischen zu lassen.
    Außerdem sind Brettspiele meistens gepolishter als Videospiele, da man nicht noch schnell einen Patch nachschieben kann (auch wenn es manchmal Errata gibt, meistens aber nur für Tournamentspiele wie Netrunner oder X-Wing). Ein Brettspielautor ist sehr viel beschränkter in seinen Mitteln das Spiel zu gestalten, sodass gefühlt mehr Gedanken darauf verwendet werden, die Spielmechaniken gut zu designen.

    Zu dem Thema, wo Brettspiele aktuell stehen und wie sie dahingekommen sind, empfehle ich diesen Talk (youtube.com/watch?v=jfhdEk-drSk) von einem britischen Brettspielreviewer.

  4. Zum Fotografieren auf Hochzeiten: Das geht gelegentlich auch schief, wenn es einen designierten Hochzeitsfotografen gibt.

    Da wir eine recht gute Kamera haben und auch ein halbwegs gutes Gespür für gute Bilder, nehmen wir die eigentlich immer bei solchen Anlässen mit und machen Bilder. Bei einer Hochzeit haben wir uns sehr zurückgehalten, weil irgendein Verwandter der Braut mit dieser Aufgabe betraut war. Im Nachhinein stellte sich raus, dass er zwar eine ganz gute Kamera hatte und sich auch redlich Mühe gab, aber – wie er selbst sagte – gar nicht so viel vom Fotografieren verstand. Die Bilder wurden dann alle sehr körnig, vermutlich war einfach die ISO-Zahl zu hoch eingestellt. Es gab aber noch eine offizielle Fotografin, die zwischen Standesamt und kirchlicher Trauung „offizielle“ Bilder des Brautpaares machte, insofern war es nicht so schlimm. Und wir haben dann bei der Feier eben auch noch fotografiert.

    Long story short, auch die Nummer mit einem einzigen Fotografen kann nach hinten losgehen, dann ist man vielleicht wieder froh, wenn auch andere Leute Bilder gemacht haben. Das muss aber tatsächlich da Brautpaar entscheiden und ggf. klare Ansagen machen.

    Grundsätzlich soll das sonst jeder so machen, wie er es mag, ich bin da ganz bei Malik. Natürlich hat man nachher viel Fotoschrott auf dem Handy, den man auch nie ernsthaft mal durchgeht und sortiert, auf der anderen Seite kommt es auch mal vor, dass ich durch alte Fotos scrolle und mich auch über die unspektakulären Bilder freue, weil ich mich an Sachen erinnere, die ich sonst vielleicht vergessen hätte.

  5. Ob die Frau Kirsche wohl einen Lesetipp zum Thema körperliche Kopräsenz hat? Ich bin komplett unbewandert in Sachen Sozialwissenschaften und war beim ersten Suchen etwas überfordert von der verfügbaren Literatur.

    Besten Dank!

    1. Salut Anja,
      der Begriff wird vor allem in der Beziehungsforschung verwendet, beispielsweise in der Familiensoziologie. Familie wird hier nicht mehr verstanden als etwas, das aufgrund einer gewissen Formation IST (Mama, Papa, Kinder), sondern was Tag für Tag produziert und reproduziert wird und nach außen hin so inszeniert werden muss, dass man nicht nur selbst versteht, dass man Familie ist, sondern die anderen auch. In dem Bereich empfehle ich beispielsweise (auf deutsch) alles von Karin Jurczyk (gibt’s auch bei der bpb frei erhältlich). Die Frage der Notwendigkeit von (räumlicher) Nähe für Partnerschaft und Sexualität wird viel von Eva Illouz dargestellt oder auch beispielsweise von Alain Badiou. Eva Illouz empfehle ich immer (Lieblingssoziologin für immer), von der gibt es auch tolle youtube-Videos.
      Falls du noch Fragen hast, immer her damit!
      Beste Grüße,
      Frau Kirsche

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